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Varg – die wahre Geschichte

Geheime Storyseite 😉 enjoy

Es war eine ziemlich harte und kalte Zeit, in der Varg das Licht der Welt erblickte. Das war in Finnland, kurz unterhalb des Polarkreises relativ oft so. Der kurze Sommer und der viele Schnee machten es den Tieren nicht leicht dort zu überleben. Doch Varg hatte Glück. Das Rudel zu dem er gehörte war schlau und hatte oft Erfolg bei der Jagd.

So wuchs der kleine Wolf sorglos heran. Er tobte viel mit seinen Geschwistern und wenn sie müde waren kuschelten sie sich eng zusammen und schliefen. Nicht nur ihre Mutter war sehr liebevoll und achtete stets darauf, dass ihnen nichts passierte, nein, das gesamte Rudel kümmerte sich um ihr Wohlbefinden. Als sie dann größer wurden, brachte ihnen ihr Vater, der der größte und stärkste Wolf im Rudel war, das Jagen bei.

Varg, der zu dieser Zeit noch gar keinen Namen hatte – das war nicht üblich bei Wölfen, entwickelte sich prächtig und wurde immer größer und kräftiger. Bald würde er so stark sein, wie sein Vater – oder vielleicht sogar noch stärker. Bereits jetzt konnte er sich mit einigen erwachsenen Tieren aus dem Rudel messen. Und obwohl seine Mutter ihn oftmals ermahnte, wurde er immer übermütiger.

Eines Tage passierte dann etwas, was er nicht verstand und was ihn tief in der Seele verletzte. Sein Vater jagte ihn fort und das ganze Rudel stand dabei hinter ihm. So viel er auch winselte, bettelte und versprach der folgsamste Wolf im Rudel zu sein, doch es half nichts. Traurig und einsam machte er sich auf den Weg. Wohin wusste er auch nicht.

Zum Glück hatte er von seinem Vater gelernt wie man jagte, aber alleine war es viel schwieriger und auch gefährlicher. Im Rudel konnten sie auch schon mal einen Elch angreifen oder sich gegen Bären und Vielfraße wehren, doch jetzt waren das sehr gefährliche Gegner. Auch anderen Wolfsrudeln musste er aus dem Weg gehen. Und nicht selten passierte es, dass er seine Beute an andere Tiere abgeben musste. Am schlimmsten aber waren die Menschen, die ihm Fallen stellten und ihn jagten. Warum sie das taten verstand er nicht. Einige schienen Angst zu haben und andere Spaß am Töten.

So streifte er lange Zeit durch die Wälder. Immer weiter nordwärts. Im Süden gab es kein Revier für ihn. Das hatte er schnell gelernt. In kalten Nächten fühlte er sich besonders einsam. Oft heulte er dann seinen einzigen Gefährten, den Mond, an. Danach rollte er sich meist ganz eng zusammen. um nicht zu frieren. Aber richtig schlafen konnte er ohne den Schutz des Rudels nicht. Ständig musste er aufpassen. Der ständige Kampf ums Überleben zehrte an ihm.

Als er eines Nachts wieder einmal den Mond anheulte, erschien plötzlich ein kleines Wesen neben ihm. Es schien keine Angst vor ihm zu haben. Es kam immer näher und sprach zu ihm. Es war eher ein Flüstern. Varg musste sich sehr konzentrieren, um es zu hören. Und zu seinem Erstaunen, schien es seine Sprache zu sprechen. „Wer bist Du?“ fragte Varg. „Ich bin eine Elfe“ sagte das Wesen.

Varg war so weit in den Norden gekommen, dass er, ohne es zu wissen, in das Land der Trolle und Elfen vorgedrungen war. Dieses Land findet man auf keiner Karte. Einige waren dort und haben die Trolle und Elfen gesehen. Sie haben davon berichtet, aber die meisten Menschen glauben nicht daran, weil sie sie selbst nicht gesehen haben oder genauer, weil sie sie nicht sehen konnten. Man braucht nämlich ein großes, offenes Herz damit man sie sehen kann. Varg hatte so ein großes Herz.

„Warum heulst Du den Mond an?“ fragte die Elfe. „Weil ich einsam bin. Ich sehne mich so sehr nach Liebe und Geborgenheit. Ich weiß, für einen Wolf klingt das komisch, aber ich wünsche mir, dass alle mich mögen“. „Das ist in der Tat seltsam für einen Wolf.“ erwiderte die Elfe. „Wie sehr wünscht Du Dir das?“. Varg dachte einen Moment lang nach. „Von ganzen Herzen“ sagte er dann, „das ist mein allergrößter Wunsch“. Die Elfe blickte ihm tief in die Augen. So tief, dass sie in sein Herz schauen konnte und sah, dass er es wirklich so meinte. „Wenn das so ist“ sagte sie „als Elfe kann ich Dir einen Wunsch erfüllen. Aber Du musst Dir ganz genau überlegen, was Du Dir wünscht. Ist der Wunsch erfüllt gibt es kein Zurück mehr.“

Varg überlegte lange. Dann sagte er: „Ich wünsche mir als Wolf von allen, vor allem aber auch von den Menschen, geliebt und respektiert zu werden. Ich wünsche mir Wärme, Geborgenheit, Glück und Frieden, für den Rest meines Lebens.“

Wieder sah ihn die Elfe lange an. „Nun gut“ sagte sie, „ich werde Deinen Wunsch erfüllen. Ich werde Deine Worte in meine Sprache übersetzen, sie laut aussprechen und dann mit diesen Zauberstab Deinen Wunsch erfüllen“. Sie holte einen kleinen Stab hervor. „Bist Du wirklich sicher? fragte die Elfe noch einmal. „Was durch Deine Worte passiert, wird das Schicksal entscheiden“. „Ja“ sagte Varg mit fester Stimme. „Was immer auch passieren mag, es wird besser sein!“

Varg konnte die Worte nicht verstehen, aber er lauschte ihnen gespannt. Als sie fertig gesprochen hatte, stupste sie Varg mit ihrem Zauberstab an. Es war ihm als ginge ein Licht und eine große, schöne Wärme durch seinen Körper. Alles drehte sich und er wurde sehr müde. So müde, dass er in einen tiefen Schlaf fiel.

Als er wieder zu sich kam, konnte er sich nicht mehr bewegen. Er hatte weder Hunger noch Durst, aber er konnte sehen und fühlen. Und denken. Er war jetzt ein sehr kleiner grauer Wolfswelpe mit strahlenden, blauen Augen und weißen Pfoten. Zu seiner Verwunderung war er nicht allein. Er lag in einer Holzkiste mit vielen anderen Wolfswelpen, die genauso aussahen wie er und er spürte, dass sie eins waren. Sein Herz war so groß gewesen, dass der Zauber gleich ein riesiges Rudel kleiner Wolfswelpen daraus gemacht hatte.

Was er, oder besser sie, nicht wussten war, dass die Kiste in der sie lagen, in einem Souvenir-Shop der Samen stand. Aber es kamen viele Menschen vorbei und sahen sie lächelnd, liebevoll an. Viele nannten sie Susi, was der finnische Name für Wolf war. Und fast jeden Tag suchte sich ein Mensch einen von ihnen aus, den er mitnahm. So bekamen sie die unterschiedlichsten Namen und reisten in viele verschiedene Richtungen und Länder. Sie wurden gekuschelt, gedrückt, stolz herumgezeigt und bekamen viel Liebe. Manchen, vor allem den Kindern halfen sie beim Einschlafen oder dabei mit ihren Ängsten umzugehen. So erfüllte sich der größte Wunsch von Varg. Er wurde gemocht, fand Geborgenheit, Liebe und Frieden. Er war glücklich.

Eines Tages wurde wieder einer von Ihnen mitgenommen. Er bekam den Namen Varg, den schwedischen Namen für den Wolf, und er begleitete seinen neuen Gefährten bei einer langen und aufregenden Reise.

Varg gefiel das sehr. Er mochte den Namen und auch seinen neuen Freund, der immer lächelte, wenn er Varg ansah und ihn manchmal auch kurz streichelte. Und irgendwie hatte Varg das Gefühl, dass sie beide das ein oder andere gemeinsam haben. Varg vertraute ihm deshalb auch seine Geschichte an, die wahre Geschichte von Varg.

… und wenn Varg sprechen könnte, würde er jetzt wahrscheinlich wow sagen, vielleicht auch wow, wow, wow!