“ Roadtrip Teil 5 – Schottland „
Der fünfte Teil meiner Reise geht durch Schottland. Unten findet ihr, wie auf den anderen Seiten auch, eine Bildergalerie.
Achtung: Leider ist beim Aktualisieren die komplette Reihenfolge der Bilder durcheinander geraten.
Stand der letzten Aktualisierung ist der: 10.09.2023 (Abgeschlossen)
Anfahrt durch England
Mein Wecker geht um 04.30 Uhr nach deutscher Zeit. In England ist es bereits 05.30 Uhr. Ich mache mich fertig und gehe runter. Da ich ein paar Minuten zu früh für das Frühstück bin, gehe ich nach draußen und stelle erstaunt fest, dass wir bereits im Hafen liegen. Hier rollt die Logistik schon auf Hochtouren und ein LKW nach dem anderen rollt an Land.
Als es dann soweit ist, gehe ich ins Bordrestaurant und gönne mir traditionsgerecht ein schottisches Frühstück.
Gut gestärkt geht es dann etwas später von der Fähre hinein in den Linksverkehr. Bis auf die Reisenden von der Fähre sind noch nicht viele auf den Straßen unterwegs und diverse Kreisverkehre helfen beim Eingewöhnen zum Fahren auf der „falschen“ Seite.
Da ich schon einmal in Schottland mit dem Auto unterwegs war, ist es nicht ganz so fremd, fordert aber trotzdem hohe Konzentration. Deshalb mache ich schon bald meine erste Pause und werfe einen Blick auf die Karte. Harwich liegt etwas oberhalb von London und bis Edinburgh ist es zu weit für einen Tag.
Mit Hilfe meiner App suche ich mir deshalb einen Campingplatz an der Küste, von dem es dann noch etwa 100 km bis Schottland sind. Dort angekommen mache ich tatsächlich meinen ersten Fahrfehler – ich halte vor der falschen Schranke am Campingplatz ;-).
Nachdem ich mich eingerichtet habe, packe ich dann die Tasche von Kirsten und Michael mit vielen tollen Sachen aus (Bild unten). Anschließend vertrete ich mir noch etwas die Füße, mache mir was zu Essen und gehe nach einem – ok zwei Whiskys schlafen. Die lange Fahrerei gestern und heute stecken mir tief in den Knochen.
Am nächsten Morgen springe ich nach dem Frühstück noch kurz unter die Dusche und weiter geht es.
km 12.246
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Halo Ya, Caledonia
Statt Sonnenschein begleiten mich Regen und Nebel auf meiner Fahrt. Die ersten Kilometer bis zur nächstgrößeren Straße kommt wieder der Offroadfan, der meine Navi programmiert hat, zum Vorschein. Die Navi leitet mich bestimmt den kürzesten aber auch kompliziertesten Weg über sehr kleine Straßen.
Endlich wieder auf der A1 (A steht nicht für Autobahn – die heißen M wie Motorway) erreiche ich nach etwa 1 1/2 Stunden den „Grenzübergang“. Beim obligatorischen Foto hole ich mir die zweite Dusche des Tages – Welcome to Scotland. Ich nehme es gelassen hin, denn schließlich gilt „Todays rain is the whisky of tomorrow 😉 .
Mein heutiges Ziel liegt kurz oberhalb von Perth. Den Weg dahin habe ich über eine Küstenstraße und einen großzügigen Schwenker geplant, der mich hinter Edinburgh nach links vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten führt.
Die Küstenstraße liegt noch vor Edinburgh weshalb ich schon bald nach der Grenze die A1 verlasse. Sie führt vorbei am Bass Rock, einem riesigen Felsen im Meer, der eine der größten Kolonien von Basstölpeln beherbergt und unter Naturschutz steht. Leider gibt es keinen offiziellen Parkplatz, von dem man sich den Felsen in Ruhe anschauen kann. Deshalb halte ich kurz auf dem Parkplatz eines Restaurants, mache ein Foto und fahre dann weiter.
An der Straße liegen noch zwei Castles oder besser Ruinen, die man gegen Eintritt besichtigen kann, aber das Wetter lädt nicht so richtig zu längeren Spaziergängen ein. Zurück auf der A1 komme ich wegen des dichten Verkehrs nur zäh voran. Auch hier scheint es die Hauptreisezeit zu sein.
Als ich dann endlich an Edinburgh vorbei und über den Firth of Fourth bin, ist es schon so spät, dass ich auf den geplanten Schwenker verzichte und direkt nach Perth fahre.
Der Campingplatz, den ich mir ausgesucht habe ist in Scone und liegt an einer wohl sehr bekannten Pferderennbahn. Obwohl ich jetzt gerne ein paar Tage an einem Ort verbringen möchte, ist dies nicht der Platz dafür. Er ist zwar sauber und gepflegt aber zu weit ab vom Schuss und es gibt kaum Empfang.
Dafür stelle ich am Abend fest, dass ich keine Badelatschen mehr habe. Die hatte ich Morgens zum Abtropfen ans Fahrrad gehangen und vor dem Losfahren vergessen. Mal sehen, wo ich neue bekomme.
km 12.498
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Weites Land und Whisky
Ab hier beginnt jetzt meine Reise so wie ich es mir vorgestellt habe. Mein erstes Ziel für heute ist Crieff, genauer gesagt die Destille von Glenturret. Die Fahrt dahin verläuft entspannt und ich durchquere das Städtchen, um am anderen Ende über eine schöne, kleine Seitenstraße umgeben von Bäumen zur Destille zu kommen.
Als ich auf den Parkplatz fahre werden gerade Fässer entladen. Ich schaue mich ein wenig um, bevor ich dann in den Shop gehe. Leider haben sie keine kleinen Tastingflaschen, weshalb ich mir nur ein Glas für meine Sammlung kaufe. Die Sammlung habe ich 2018 begonnen und sie besteht ausschließlich aus Gläsern, die ich selbst vor Ort in der jeweiligen Destille gekauft, bzw. dort geschenkt bekommen habe.
Mein nächstes Ziel ist zum einen der Weg und zum anderen eine zweite Destille, die in Aberfeldy. Ich fahre direkt von der Ausfahrt von Glenturret auf eine Straße, die für Busse und Wohnmobile zu klein ist. Vor mir liegt eine wunderschöne Landschaft und Häuser, die an kleine Schlösser erinnern, oder umgekehrt (Bild unten).
Die Tourist Road, auf der ich anschließend weiterfahre, ist genauso schön und zeigt sogar noch mehr der für Schottland typischen Landschaft. Von hügeligen, grünen Wiesen geht es hoch in kargere Berge, die vom Heidekraut dominiert sind (Bilder unten). An einem der wenigen Parkplätze halte ich an und genehmige mir ein zweites Frühstück. Die Aussicht seht ihr im Bild oben und wer einen Rundblick haben möchte, schaut sich das Kurzvideo an.
Im dann folgenden Tal liegt dann das schöne Städtchen Aberfeldy. Ich mache eine kleine Stadtrundfahrt bis ich die Destille gefunden habe und besuche auch hier den Shop. Hier gibt es neben dem Glas auch kleine Flaschen (0,05l) und davon sogar viele verschiedene, da die Destille verschiedene Marken vertreibt. Da ich mich nicht entscheiden kann, frage ich nach einer Empfehlung und darf zwei Whiskys probieren.
Wie bei Glenturret und auch bei den noch kommenden Destillen, mache ich keine Führung und auch kein Tasting. Zum einen habe ich schon einige Führungen erlebt und zum anderen muss ich anschließend ja auch noch fahren. Mehr zu den Whiskys findet ihr auf meiner Whiskyseite.
Nach dem interessanten Besuch fahre ich die Tourist Road bis zum Ende durch und gelange in das kleine und sehr schöne Pitlochy. Was hier genau los ist, habe ich noch nicht herausgefunden, aber es gibt Hotels und Lokale en mass – und, was ein Glück – auch einen schönen Campingplatz auf dem ich insgesamt drei Tage bleibe. Diesen Tag habe ich vor allem mit ausruhen und der Website verbracht. Morgen will ich mir den Ort und die Destille anschauen, die es hier gibt (Blair Athol). Vielleicht bekomme ich hier ja auch neue Badelatschen :-).
km 12.601
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Tag 2 in Pitlochy
Nach mühevoller Recherche habe ich herausgefunden was Pitlochy so besonders macht – ein gutes Marketing. Ein Fluss, ein See und ein Wald mit kleinem Wasserfall und einem Hügel mit Aussicht. Alles wirkungsvoll benannt und es entsteht ein beliebter Touristenort. Zugegeben, die Landschaft ist hier wirklich schön und die Top-Sehenswürdigkeit habe ich mir auch nicht entgehen lassen:
Die Destillerie von Blair Athol. Die ist auch sehr schön angelegt, hat einen tollen Shop mit freundlicher Beratung und eine Bar, in der ich einen schönen 12jährigen aus dem Sherrfass genossen hab. Mehr dazu wie gehabt auf der Whiskyseite.
Ein weiterer Vorteil des kleinen Ortes ist, dass es auch ein kleines Kaufhaus gibt und ich jetzt neue Badelatschen habe.
Da der Campingplatz etwas außerhalb und auf der anderen Seite des Flusses lag, hab ich den Besuch mit einer kleinen Fahrradtour verbunden. Ich bin erst hinter der Stadt vorbei gefahren und habe dann eine kleine Brücke überquert, wodurch ich quasi von hinten in die Stadt hinein gefahren bin. Damit lag auch die campingnahe Destille am Ende des Bummels und war ein schöner Abschluss. Slainte.
km 12.498
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„Meine“ Destille Glenwyvis
Von Pitlochy führt mein Weg mich weiter nordwärts in die Highlands mit dem Tagesziel mal in „meiner“ Distille in Dingwall nach dem Rechten zu sehen 😉
Auf dem Weg dorthin statte ich der Destille von Dalwhinnie einen kleinen Besuch ab, die fast direkt auf der Strecke liegt. Leider ist außer einem Glas für meine Sammlung dort nichts weiter zu holen – keine kleinen Tastingflaschen und auch kein Probeschlückchen. Also zurück in den Bus und weiter geht’s.
Am Rand des Cairngorms Nationalparks entlang fahre ich durch die schöne schottische Landschaft, überquere die Spey und biege dann links ab, vorbei an Inverness nach Dingwall. Der Speyside, der absoluten Whiskyregion, werde ich später einen ausführlichen Besuch abstatten. Das dieser sogar länger wird, als ursprünglich geplant, zeichnet sich aber an dieser Stelle schon ab. Mein Rücken macht leider immer mehr Probleme. Aber hier heißt es noch Zähne zusammenbeißen und weiter.
An meiner Distille angekommen, stehe ich dann leider vor einem verschlossenen Tor. 2018, bei meinem ersten Besuch, konnte ich noch durchfahren. Aufgeben ist aber nicht. Ich rufe die Nummer des Büros an, die auf dem Schild steht und spreche mit einer netten Frau. Die erklärt mir, dass sich die Distille in einem Rechtstreit mit dem Landverpächter befindet und dieser den Verkehr dort hin schwer kontrolliert. Dafür kommt sie aber selbst zum Tor gefahren und bringt mir ein Glas, sowie ein Probefläschen vom neuen Batch der erst Ende August auf den Markt kommen wird. Das Fläschchen ist jetzt, fast 3 Wochen später, noch verschlossen, denn in den folgenden Tagen hatte ich weder „Whiskydurst“ noch sonst einen Appetit.
Anschließend suche ich mir einen Campingplatz in der Nähe. Auf dem Weg dorthin halte ich noch kurz an einer Tankstelle mit angeschlossenem Supermarkt, an der ich tanke und die nötigsten Lebensmittel einkaufe. Plus ein Eis – ein Magnum Mint. Das habe ich vor 5 Jahren hier kennengelernt und finde es absolut lecker. Leider gibt es die in Deutschland nicht.
Aber dann geht es zum Campingplatz, ich möchte mich jetzt einfach nur mal hinlegen.
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km 12.761
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Durch die highlands nach Thurso
Nach einer eher unruhigen Nacht breche ich gegen Mittag auf. Es geht wieder weiter nordwärts. Ich möchte an die Nordküste und dann rüber auf die Orkneys. Die Stecke, die ich mir dafür ausgesucht habe führt zum größten Teil über eine One-Trail Road durch eine eher abgelegene Gegend. One-Trail-Roads sind, wie der Name schon sagt, so kleine Straßen, dass nur ein Fahrzeug darauf fahren kann. Dafür gibt es immer wieder kleine Verbreiterungen zum Anhalten und Vorbeilassen des Gegenverkehrs.
Der Himmel über den Highlands ist stark bewölkt und immer wieder gehen kleine Schauer nieder. Es unterstreicht den mystischen Eindruck der einsamen Gegend und lässt alles um einen herum erscheinen, wie in einem Film. Ich sitze im Trockenen und genieße auch das schlechte Wetter.
Je näher ich dann an die Küste komme, desto mehr klart es auf und neue Landschaftsbilder öffnen sich vor mir. Die Nordküste ist wunderschön. Sandstrände und Klippen und Cliffs wechseln sich ab und das Wasser strahlt an den Stränden zwischen hellblau und türkis (Bilder unten). Kurz vor Thurso und dem Fährhafen liegt noch die Distille von Wolfburn auf meinem Weg. Leider ist sie bereits geschlossen, als ich dort ankomme und bleibt es auch über das Wochenende. Da es noch früh genug ist überlege ich dann direkt auf die Orkneys überzusetzen und fahre an den Hafen. Dort muss ich aber lernen, dass ein Wunsch auch mal nicht in die Realität umzusetzen ist. Die Fähre ist heute und morgen schon komplett ausgebucht. Es gibt zwar noch eine weitere Fähre ein paar Kilometer hinter Thurso aber mein Rücken sagt mir deutlich, dass für heute genug ist.
Ich fahre auf den nahegelegenen Campingplatz von Thurso und bringe mich erstmal in eine horizontale Lage. Das immer schöner werdende Wetter beschert mir dann noch zum Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang, weshalb ich nochmal für ein paar Bilder aus dem Bus krabbele. Doch dann heißt es „Gute Nacht“ bis morgen.
km 12.976
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Die Orkneys
Nach einer weiteren Nacht, in der ich kaum schlafe, mache ich mich auf den Weg nach Gills, wo die andere Fähre ihren Hafen hat. Morgens komme ich zwar nicht mehr mit aber am späten Nachmittag ist noch ein Plätzchen frei für mich.
Auf dem Weg zur Fähre habe ich einen schönen Strandabschnitt mit einem größeren Parkplatz, auf dem schon ein paar Wohnmobile standen, passiert. Ich beschließe dorthin zurück zu fahren und so die Wartezeit zu überbrücken. Hier habe ich auch wieder Glück und bekomme einen Platz direkt am Strand in der Sonne. Mit einem Kaffee setze ich mich auf meinen Campingstuhl und beobachte das Treiben am Strand.
Meine Standnachbarn sind Spanier und da einer von Ihnen für einige Zeit in Deutschland war, sind wir schnell ins Gespräch gekommen, Der Spanier war stolz auf seine wirklich guten Deutschkenntnisse und hat sich gefreut sie wieder einmal anwenden zu können.
Anschließend habe ich mich nochmal für ein kurzes Nickerchen in den Bus gelegt und bin dann wieder zur und schließlich auf die Fähre gefahren. Die relativ kurze Überfahrt (etwas mehr als eine Stunde) war stellenweise ziemlich turbulent. Hier treffen Nordsee und Atlantik aufeinander und begrüßen sich welllenreich. Ein kleines Highlight gab es zudem auch noch zu sehen. Die spitzen und langen Finnen von Walen, die dem Aussehen nach Orkas gewesen sein müssten. Aber sie waren zu weit weg, um es genau sagen zu können.
Für meinen dreitägigen Aufenthalt auf den Orkneys habe ich mir den zentralen Campingplatz in Kirkwall ausgewählt, zu dem ich direkt von der Fähre aus fahre. Unterwegs komme ich an einer geschichtsträchtigen Bucht vorbei, in der einige versunkene Schiffe liegen und die durch einen Wall geschützt ist, den italienische Kriegsgefangene bauen mussten. Den Viking Totem Pfahl habe ich leider erst später auf Bildern gesehen.
An der Schranke des Campingplatzes angekommen, musste ich dann erst einmal eine kleine Wanderung zu einem Schwimmbad auf der anderen Seite machen, um mich anzumelden. Ungewöhnlich- aber ansonsten war der Platz echt schön.
km 13.218
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Die Orkneys Teil 2
Nach wieder einer unruhigen Nacht, ich schlafe kaum länger als eine halbe Stunde am Stück, bevor ich vor Schmerzen aufwache, schwinge ich mich am nächsten Vormittag trotzdem auf mein Fahrrad und radle in die Innenstadt von Kirkwall.
Das die Idee nicht so gut war, weiß ich spätestens 30 Minuten später, als wieder zurück bin. Immerhin habe ich bei sonnigem Wetter eine alte Burg und einen alten Bischhofssitz gesehen. Für diesen Tag ist trotzdem erstmal Feierabend und ich versuche im Wechsel mit kurzen Sonnenbädern und Nickerchen meinen Schlafbedarf zu decken.
Abends sitze ich dann mit Amalia und Juan zusammen, die mich als Revanche zu einem Craft-Beer einladen. Die beiden Spanier sind auf einem Motorrad unterwegs und ich hatte sie schon am Vorabend kennengelernt, als ich ihnen ein kaltes Bier spendiert habe als sie gerade angekommen waren. Später hat sich noch Richard aus Österreich dazugesellt, der von sich sagt, dass er ein Druide in der Ausbildung sei, die bereits 30 Jahre andauere. Seine Geschichte war spannend. Er wäre bereits vor 18 Jahren in Stenness, dem kleinen Stonehedge der Orkneys gewesen und hätte seine Visionen, die er vor Ort hatte mit dem Ausgrabungsleiter geteilt. Heute waren die weiteren antiken Orte, die er in der Nähe „gesehen“ hätte auch freigelegt. Skuril aber spannend ;-). Als es dann angefangen hat zu regnen haben wir die kleine Zusammenkunft aufgelöst.
Am dritten und letzten Tag habe ich dann meine Inselrundfahrt gemacht und die Inseln erkundet. Neben einem antiken Dorf, das ich aufgrund des stürmischen Wetters nur kurz vom Rand aus angesehen habe (eine ausführliche Tour, die den Eintritt gerechtfertigt hätte, wäre mir zu nass gewesen) bin ich, an weiteren Burgruinen vorbei, schließlich nach Stenness gefahren. Da es weiter im Landesinneren liegt, war es zwar auch windig aber es regnete zumindest nicht.
Zum Abschluss der Tour kamen dann die beiden Distillen, Scapa und Highland Park an die Reihe. Bei Scapa, der kleineren von beiden, habe ich mich sehr nett mit den beiden im Shop beschäftigen Herren unterhalten und durfte zwei kleine Whiskys kostenlos probieren. Sehr klein – ich musste ja noch fahren. Bei Highland Park war es dann viel geschäftiger und ich habe neben meinem obligatorischem Glas auch eine kleine Tastingflaschen „Dragon Legend“ erstanden. Auch die ist heute noch unangetastet. Ich habe viel nachzuholen, nicht nur auf meiner Seite ;-).
Erledigt, aber voller schöner Eindrücke ging es dann in die Koje. Die Rückfahrt mit der Fähre für morgen ist bereits gebucht.
km 12.976
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Zurück an Land
Eine, wiederum unruhige, Nacht später ging es zurück an die Fähre, die um 14.30 Uhr ablegen sollte. Allein an der Einleitung wird klar, dass dies nicht der Fall war. Als ich am Hafen ankomme, steht die voll beladene Fähre bereits da. Nanu?
Ich bin dann direkt bis an die Fähre vorgefahren, wurde aber angewiesen mich an dem Wartehäuschen in die Reihe zu stellen. Also zurück zur Einfahrt und zum Häuschen, in der mittlerweile zwei weitere Fahrzeuge standen. Dann wurde plötzlich die Fähre wieder komplett entladen. Wie sich herausstellte sollte diese Fähre bereits um 10.30 Uhr auslaufen, was aber wegen eines technischen Defekts nicht möglich war.
Alle von der Fähre wurden zurück in die Reihen geschickt und so mischten die Fahrgäste von morgens mit denen vom Mittag. Schließlich kam ein Angestellter der Fähre und brachte Licht in die Sache. Alle Gäste für 14.30 sollten gegen 19.00 wieder an die Fähre kommen, die von 10.30 Uhr wurden auf eine längere Wartezeit eingestellt. Da ich sowieso „schlagskaputt“ war, habe ich mir die Erlaubnis geholt dort stehen zu bleiben und hab die Schotten für ein Nickerchen dicht gemacht. Gegen 16:30 klopfte dann jemand an meine Scheibe, gab mir ein Boarding Ticket und, weil einige weggefahren waren konnte ich auf die „erste“ Fähre mit drauf. Da hatte es also was Gutes, dass ich zu kaputt zum Weiterfahren war ;-).
Da es nur eine Fähre gibt, die hin- und her pendelt, ist zweite Teil sicher auch erst nach 20.00 Uhr weg gekommen, denn wir wurden erst um ca. 18.30 Uhr entladen.
Mir wars egal. Ich war da und wollte sowieso nur noch zurück auf den Campingplatz nach Thurso. Ich hatte ja noch den Besuch bei Wolfburn offen.
Dort angekommen habe ich mich dann gleich in die nächste unruhige Nacht geworfen.
km 13.218







An der Küste Richtung Süden
Neben dem im Moment sehr wichtigen Kaffee gibt es am nächsten Morgen, mittlerweile fast als Standard, zwei Brote mit Nutella. So gestärkt wage ich mich dann in die Höhle des Wolfes. Der Shop dieser noch relativ jungen Distille liegt, relativ simple, direkt hinter einem geöffneten Garagentor. Auf Wolfburn war ich besonders gespannt, da ich mit meinen Whiskyfreunden ein letztes Tasting vor der Reise hatte, bei dem es 6 verschiedene Wolfburn Whiskys gab und wir dabei nahezu alle gängigen Whiskys mit im Boot hatten. Und ja, es gab einen „neuen“. Den 10jährigen. Und trotz einiger Hektik im Shop, durch eine anstehende Führung verursacht, wurde ich nett bedient und durfte den „Neuen“ auch probieren – lecker. Mit Glas und einer weiteren kleinen Tastingflasche ging es dann weiter an die Westküste.
Die Straße, die jetzt vor mir liegt, ist der Hauptverkehrsweg in den Süden (oder Norden) und schlängelt sich an der eher kliffreichen Küste entlang. Man kommt zwar nur an wenigen Punkten wirklich dicht ans Wasser aber es ist auch aus einiger Entfernung sehr schön anzusehen.
Meine erste Etappe auf dieser Straße geht bis zum Ort Wick. Dort folge ich den Distillery Schildern in die Stadtmitte und stehe irgendwann vor einem Gemeinschaftshaus, in dem Kinder ein- und ausgehen. Häää?
Irgendwo scheine ich ein Schild verpasst zu haben. Mir ist keine Distille aufgefallen. Ich fahre erst noch ein Stück weiter die Straße hinunter, komme dort aber nur zum Hafen. Also umgedreht und weitergesucht. Und da – kurz hinter dem Gemeinschaftshaus – entdecke ich ein kleines Schild an einer Haustür mitten in einer Häuserwand mit dem Schriftzug „Old Pulteney“. Selbst ein Eingang zu einem Pub wäre auffälliger gewesen. Macht nix – hab’s ja schließlich gefunden. Gleich hinter dem Eingang erwartet mich dann aber doch ein „vertrautes“ Shopkonzept und eine sehr nette Bedienung. Diese „nötigte“ mir im Gespräch zwei leckere, kleine Kostproben auf, die ich aus medizinischen Gründen ausnahmsweise nicht ablehnte. Bewaffnet mit noch einem Tastingfläschchen und einem Glas ging es dann weiter.
Nächster Stopp: Clynelish. Die Whiskys sind mir durch einen netten 14jährigen bekannt, der zuhause in meinem Regal steht. Was ich hier sehe übertrifft meine Erwartungen und den Auftritt der beiden eher „hemdsärmilgen“ Distillen bei weitem. Dies ist wohl dem goldenen Herren am Eingang geschuldet, der hier eindeutig Hausrecht hat. Im großzügig angelegten Verkaufsraum finden sich mehrere bekannte Marken und leider nur ein Tastingfläschchen mit dem schwarzen Label des Herren vor der Tür. Auf Anfrage nach einem eventuellen Pröbchen werde ich in die Bar in den ersten Stock geschickt. Wow – neben dem gediegenen Ambiente sind dort noch zwei nette Mädels hinter der Theke, die mir nach einem Pläuschchen einen Schluck von der neuen Distillers Edition servieren. Mit dem Hinweis, dass ich noch Fahren müsse nippe ich zweimal an dem gut eingeschenkten Schlückchen, woraufhin ich ungefragt ein kleines Fläschchen mit einem Dram abgefüllt bekomme, so dass ich diesen am Abend in Ruhe genießen kann. Was ein super Service!
Meine sehr gute Laune, die ich von diesem Besuch auch mitgenommen habe verfliegt dann aber, als ich kurz danach einen Campingplatz suche. Knapp zwei Stunden gondele ich kreuz und quer durch die Gegend, aber alle Plätze sind ausgebucht.
Da Jammern in aller Regel nicht hilft, mache ich das auch nur ganz kurz und fahre weiter südwärts. Mein Ziel ist jetzt der gleiche Campingplatz bei Dingwall, auf dem ich schon einmal war. Als ich dort ankomme, habe ich Glück und kann zwei Tage bleiben, bis auch hier alles ausgebucht ist. Ich brauche dringend eine längere Pause, weil mein Rücken immer schlimmer wird.
Obwohl ich mir für den zweiten Tag vornehme zumindest meine Wäsche zu machen, mache ich dann aber tatsächlich gar nichts. Ich suche lediglich nach Positionen in denen ich etwas schlafen kann oder sitze herum, weil liegen einfach nicht mehr geht.
Und ob ich dann will oder nicht, am nächsten Tag muss ich weiter.
km 13.466
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Mit letzter Kraft in die Speyside
Kurz hinter Dingwall komme ich in die Speyside, die ein großzügiges Gebiet um den Fluss Spey beschreibt und in der es mit Abstand die meisten guten Distillen gibt, quasi mein lang ersehntes Paradies. Und obwohl mit kleinem Umwegen mehrere Distillen auf meinem Weg liegen, die ich alle besuchen wollte, halte ich nur bei zweien, die direkt an der Straße liegen. Die Pausen benötige ich sowieso, da ich mich kaum noch auf das Fahren konzentrieren kann. Bei Benromach, der ersten der beiden, halte ich vergebens, da es dort weder Proben noch Gläser gibt. Bei Benriach bin ich erfolgreicher und nehme zwei 2er-Sets an Proben und ein Glas mit.
Anschließend fahre ich durch nach Aberlour auf meinem Zielcampingplatz. Es ist Samstag und obwohl der Platz ziemlich voll aussieht kann ich direkt 10 Tage buchen und muss nur die erste Nacht in Warteposition etwas „schlechter“ unter Bäumen stehen.
Danach ist aus und Schluss. Außer meinem „zwei Nutellabrote-Frühstück“ mit Kaffee habe ich die letzten 6 Tage immer nur etwas Obst gegessen und wahrscheinlich auch viel zu wenig getrunken. Mein Rücken und der Rest meines Körpers machen mir nun deutlich klar, dass nix mehr geht. Ich weiß, dass zumindest ein Wirbel blockiert ist, da mir das schön häufiger passiert war, aber auch der gesamte restliche Rücken war durch Folgeverspannungen ein riesiges Schmerzzentrum geworden. Extreme Schmerzen hatte ich vor allem auch an den Händen, die je nachdem wie ich lag, abwechselnd taub wurden und so weh taten, dass ich nicht mal mehr eine Faust machen, geschweige denn meine Zahnbürste halten konnte. Rien ne va plus.
Ich ziehe nur am Sonntag ein paar Plätze weiter und bleibe danach bis Montagmittag einfach liegen. Dann suche und finde ich, mit Hilfe meiner Freunde Stella und Howard, die in der Nähe von Aberlour wohnen, einen Physiotherapeuten in Elgin, bei dem ich anrufe und zum Glück auch gleich einen Termin für für den Dienstagmorgen bekomme.
Ich beschließe dann am Montagabend noch schnell zu duschen, um mich am Dienstag nur kurz frisch machen zu müssen. Eine weise Entscheidung da alleine der sehr knappe Unterschied zwischen Körper- und Einstiegsmaßen den Gang unweigerlich zu einem herausfordernden Balanceakt gemacht hat. Zudem ist auch das Abtrocknen nicht einfach, wenn man sich kaum bewegen kann. Na? Zu viele Bilder im Kopf? Sorry 😉
Am Dienstagmorgen fahre ich nach Elgin und mein Navi bringt mich bis vor die Tür … einer Kirche!?! Och nö, was soll das denn jetzt wieder. Ich stelle das Auto auf einem großen Parkplatz in der Nähe ab und mache mich auf die Suche. Alle Häuser im Umkreis der Kirche sehen wie reine Wohnhäuser aus. Also zurück zum Auto und in der Praxis anrufen für eine Wegbeschreibung. Dabei komme ich nochmal an der Kirche vorbei und nanu? Was sind denn da für Schilder? Ja gibt es doch nicht. Die Physio ist tatsächlich in der Kirche.
In der Behandlung bekomme ich übelste Verspannungen bestätigt und eine sehr wohltuende Massage verpasst. Das nette Fräulein müht sich dann auch sehr daran ab, aber der Wirbel will bei ihr nicht dahin zurück, wo er hingehört. Verdammt! Jetzt benötige ich dringend eine Faszienrolle mit Vertiefung für die Wirbelsäule. Damit habe ich mir zuhause schon selbst helfen können. Auf dem Rückweg halte ich noch an einer Apotheke, kaufe mir neue Paracetamol (mein Vorrat war aufgebraucht) und ein paar Einschlaf-Tabletten, um hoffentlich bald wieder einen „normalen“ Schlaf-Rhytmus zu bekommen. Auf dem Campingplatz suche ich mich dann durchs englische Amazon und bestelle ein Faszien-Set zu meinen Händen auf den Campingplatz. Etwas später bekomme ich dann auch die Bestellbestätigung und das Lieferdatum – nächster Montag!
Da kann man nix machen. Ich nutze die kommende Zeit für reichlich Dehn- und Rückenübungen. Lediglich am Mittwochabend fahre ich kurz zu Stella und Howard, die mich für ein Wiedersehen eingeladen hatten. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich aber noch wie ein Zombie und bin dann auch nach zwei eher geistesabwesenden Stunden wieder gefahren.
In den nächsten Tagen spule ich mehrmals am Tag mein selbst auferlegtes Trainings-Programm ab und einige Tage später fing es an Früchte zu tragen und es wurde Stück für Stück wieder besser. Ab Sonntag hatte ich dann langsam das Gefühl, dass nur noch der Wirbel größere Probleme macht. An diesem Abend hatte ich auch das erste Mal wieder Appetit auf eine warme Mahlzeit. Bis dahin hatte ich übrigens auch keine Lust auf einen Whisky und das heißt schon was, wenn 11 Verkostungen auf mich warten.
Dann kam endlich der Montag. Ich glaube ich habe noch nie vorher so sehr auf eine Lieferung von Amazon gewartet. Da ich von meinem Platz auf die Rezeption gucken konnte, habe ich bei jedem Motorgeräusch erwartungsvoll in die Richtung geschaut. Parallel hatte ich meinen Rechner im Blick, den ich seit der Bestellung das erste mal wieder angeschlossen hatte, und dort auf eine Mail mit der Lieferungsbestätigung gewartet. Und dann, kurz vor 18:00 Uhr, war sie da, die Mail. Ich hatte das Auto wohl verpasst. Also hin zur Rezeption und
… kein Päckchen.
Glücklicherweise hatte Helen, die Besitzerin, gleich die richtige Idee und hat einen Campingplatz in der Nähe angerufen. Volltreffer! Helen sagt, das kommt bei Amazon schon mal vor, dass die die Plätze verwechseln. Sie klärt netterweise auch gleich am Telefon, dass ich das Päckchen gleich holen möchte und schafft es, die Besitzer zu überreden, noch auf mich zu warten. Der Platz schließt nämlich um 18.00 Uhr und dann sind normalerweise auch die Besitzer weg.
Jetzt aber schnell. Ich bekomme noch eine kurze Webeschreibung und eine Telefonnummer, die ich vor der verschlossenen Schranke anrufen soll. Ich muss auch noch meinen Bus abfahrbereit machen. Das Dach ist offen und drinnen fliegt alles rum, da ich nicht damit gerechnet hatte noch fahren zu müssen.
Als ich gute 10 Minuten später dann vor der Schranke stehe, kommt, „hallo Murphy“, das nächste Problemchen: Kein Netz! Boaahhh! Erst mal Telefon neu starten, vielleicht kommt es ja dann. Und während ich nach dem Neustart wie wild auf meinem Telefon herumdrücke, sehe ich plötzlich, dass die Schranke offen ist und ein älterer Herr grinsend zu mir rüberwinkt. Man, Man Man. Kurze Zeit später halte ich dann endlich das heiß ersehnte Päckchen in der Hand und fahre glücklich zurück. Noch heute Abend muss dieser „V.rf…te“-Wirbel wieder rein.
Jetzt erst mal kurz durchschnaufen. Ich weiß, dass ich beim Versuch gleich absolut entspannt sein muss. Also rauche ich noch eine und greife mir dann eine Decke und den Knochen und gehe hoch zu den Serviceräumen. Dort sind ausreichend große Familien-Bäder, die einen harten, geraden Fußboden und genug Fläche bieten, um mich darauf hinzulegen. Ich platziere die beiden verbundenen Kugeln unter der Wirbelsäule, stemme mein Gewicht darauf und rolle langsam den Rücken hoch. Woah tut das weh – und dann auf einmal macht es KNACK! Da war es. HEUREKA. das Mistding ist wieder da, wo es sein soll.
km 13.594














Wieder auf Achse im Paradies
Endlich kann es wieder auf Tour gehen 🙂 .
Gleich am nächsten Tag mache ich eine der schönsten Einzeltouren. Hier hätte ich am liebsten doppelt so viele Bilder eingestellt – aber die sind ja unten zu finden.
Als erstes besuche ich die Distille von Glenallachie. Die ist noch relative neu und strahlt weiß und edel in der Landschaft. Hier bekomme ich neben meinem Glas sogar auch ein paar kleine Tastingflaschen und ziehe nach einem netten Gespräch im Shop weiter.
Danach folgt die Distille von Ballindaloch. Auch die ist erst seit kurzem wieder im Betrieb und wird von den Schlossherren des gleichnamigen Castles in der Nähe betrieben. Das Schloss hatte ich in der Vergangenheit schon zwei Mal besucht und es ist wirklich groß. Sogar die Queen und der heutige König waren regelmäßig dort. Während ich dann im kleinen Shop super beraten und mit einem Pröbchen versehen war, fuhr auf einmal der Schlossherr Mr. Olaf Russel mit seiner Gattin Mrs MacPherson Grant vor (hab ich mir extra aufschreiben lassen, jetzt kann der Zettel weg 😉 ). Während die Gattin freundlich aus dem Range Rover winkte hielt ich ein kleines Pläuschchen mit Mr Russel. Wie ich hinterher erfahren habe, sind die beiden nicht adelig aber nahe dran. Zur Erinnerung habe ich mir dann den Olorosso Single Cask Whisky mitgenommen, der aber auch wirklich extrem gut gelungen ist.
Weiter ging es dann zur Distille von Cragganmore, wo ich kurz vorher diese alten Häuser aufgenommen habe. Ich glaube auch diese lagen damals direkt an der alten Bahnlinie. In der Distille selbst habe ich ein kleines Schlückchen vom Anniversery Whisky abgestaubt und Nachbarn vom Campingplatz getroffen, mit denen ich später auch noch nett zusammengesessen habe.
Auf den jetzt folgenden Teil meiner Route hatte ich mich schon lange gefreut. Diese bin ich in 2016 zum großen Teil mit meinen zwei Freunden gewandert. Sie steckt voller schöner Erinnerungen und ich habe an verschiedenen Plätzen angehalten und Bilder gemacht, die ich den beiden dann gesendet habe. Die Antworten kamen prompt und sie haben alles wiedererkannt, was die Sache noch schöner gemacht hat.
Am Ende meiner Tour sollte es zu der Distille gehen, die meinen Lieblingswhisky herstellt. Tamdhu! Auf dem Weg dahin habe ich zwar noch kurz bei Cardhu vorbeigeschaut, aber außer das die Distille sehr nobel war und ich wieder auf den goldenen Herren getroffen bin, gibt es dazu nicht viel zu erzählen. Zurück zu Tamdhu. Die Distille ist nicht für Besucher eingestellt und es gibt auch keinen Shop. Als ich aber gerade auf dem Gelände vorfahre kommt mir Sandy Macintyre entgegen, der Distillery Manager, den ich 2019 schon kurz kennengelernt hatte. Er hat mich tatsächlich wiedererkannt und mich kurz durch die Distille geführt. Die hatte ich vorher noch nicht von innen gesehen. Ich habe ihm unterwegs von meiner Reise erzählt und er fand das richtig gut, was ich mache. Am Ende habe ich noch ein Glas geschenkt bekommen (kann man nicht kaufen) und er hat mich gedrückt und mir noch eine tolle Zeit gewünscht. Ich wahr irgendwie gerührt und stolz. Ich bin sowieso schon den ganzen Tag mit einem Grinsen herumgefahren. Ab hier war es noch breiter.
Für heute war mein Plan damit eigentlich erledigt. Ich wollte noch schnell was einkaufen und dann zurück. Kaffee, Brot, Nutella und Küchenrollen waren so gut wie alle. Als ich aber aus dem kleinen Coop kam, hatte ich auf einmal richtig Appetit auf ein schönes Steak.
In Aberlour gibt es das vor Ort berühmte Mash Tun (die Form des Hauses ist wie eine Mash Tun, den Bottichen, in denen dem Malt der Zucker entzogen wird, damit Whisky hergestellt werden kann), ein Kombination aus Hotel, Restaurant und Whisky Bar. Eigentlich bekommt man dort keinen Platz, wenn man nicht vorher gebucht hat. Aber ich war früh dran und hatte Glück. … und das Steak war echt super.
Als ich danach auf dem Campingplatz war, habe ich die volle Einkaufstasche ausgepackt und festgestellt, dass ich weder Kaffee, noch Nutella oder eine Küchenrolle hatte. Nur das Brot war da. Naja, morgen geht es wieder los und darauf freue ich mich auch schon.
km für die Runde an diesem Tag 41!
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Sponsor gesucht
Ein neuer Tag, eine neue Tour.
Nachdem ich in Ruhe ausgeschlafen (wie herrlich) und anschließend gefrühstückt hatte, ging es gegen mittag los.
Als erstes ging es nach Elgin um die Kirche zu fotografieren, in der die Physio war. Am Tag der Behandlung habe ich an sowas nicht gedacht. Zudem habe ich die Gelegenheit genutzt, die fehlenden Sachen bei einem Lidl einzukaufen, den es in der Stadt gab.
In Richtung Nordosten wollte ich sowieso, da ich mir zunächst drei Distillen an der Küste anschauen wollte. Von Elgin aus ging es dann ein kurzes Stück über die Schnellstraße und dann auf den kleineren Straßen an der Küste weiter. Die erste, Inchgower, war für Besucher nicht zugänglich. Die zweite, Glenglassaugh hätte zwar einen Shop und ein Besucherzentrum gehabt, war aber wegen Umbauarbeiten geschlossen. Na gut dann schaue ich mir eben erst mal ein Küstenstädchen an und gönne mir dort am Hafen … richtig! Ein Sandwich mit Angusrind in dünnen streifen mit gedünsteten Zwiebeln. Das war richtig gut. Frisch gestärkt ging es dann nach Banff, wo MacDuff zuhause ist. Von denen habe ich noch eine Flasche, die ich emotional mit dem Abschied von Lenny (unser Schäferhund) verbinde. Ich hatte jetzt auch extra bei Google nachgeschaut – die Distille war geöffnet.
Als ich dann endlich da war, war die Distille zwar offen und ich konnte auch auf das Gelände fahren, aber auch hier gab es keinen Besuchershop.
Damit wurde aus der geplanten Distillentour mit gut 100 km und fast drei Stunden Fahrzeit eine reine Landschaftserkundungstour.
Einen Joker hatte ich noch. Glendronach. Ich musste mich aber beeilen, da diese nur bis 17:00 Uhr offen und ich noch etwa 30 Meilen vor mir hatte. Glendronach kommt bei mir sofort nach Tamdhu. Meine Top 5 Whiskys stammen entweder von der einen oder der anderen Distille.
Um 16.45 Uhr war ich dann da. Eine von außen sehr alte und innen sehr noble Distille. Gleich beim Reinkommen entdecke ich meine beiden Favoriten, den 18er und den 21er. Die beiden sind nach dem Brexit bei uns nur noch schwer zu bekommen und werden nur überteuert angeboten. Ok der 21er kostet hier mittlerweile auch 200 aber der 18er ist für „nur“ 138 Pfund (155 Euro) zu haben. Ich finde nach der letzten Zeit und überhaupt wegen die ganze Reise hab ich so was Gutes jetzt einfach mal verdient und kaufe ihn mir zusätzlich zum Glas. Manchmal darf es eben etwas mehr sein.
Apropos „Etwas mehr“: Ich habe mich sehr nett mit dem jungen Mann hinter dem Tresen unterhalten und ihn dann gefragt, ob er etwas hätte, was ich seiner Meinung nach unbedingt probiert haben sollte. Daraufhin hat er eine Flasche unter den Tresen herausgeholt und mir ein kleines Schlückchen eingeschenkt. Glendronach 29 Jahre im Olorosso-Fass. Die erste Gänsehaut hatte ich beim Nosing (riechen), die zweite beim probieren. Ab sofort meine neue Nummer eins! Leider kostet die Flasche etwa 1000 Euro. Auch wenn ich mir was gutes gönnen wollte, so hoch kann ich dann doch nicht über meinen Schatten springen.
Deshalb – Sponsor gesucht! Vielleicht hat ja jemand von Euch 1000 Euro zuviel, oder kennt jemanden, der einen kennt … ;-).
Ich bin anschließend auf jeden Fall sehr glücklich zurück und habe den Tag direkt mit dem 18er gefeiert.
km 13.855





2 Tage Heimarbeit
Von den kommenden zwei Tagen gibt es leider keine Bilder. Am ersten Tag wurde ich spontan von Heike und Dirk (schönen Gruß) zum Frühstück eingeladen, das wir direkt mit einem kleinen Whisky eröffnet haben. War ein schöner Vormittag. Anschließend habe ich meine Wäsche gewaschen und das Auto mal von innen sauber gemacht.
Um 18.00 Uhr war ich dann nochmal bei Stella und Howard (und Flash, dem Hund) zum Abendessen eingeladen. Bei den beiden war ich ja schon, als es mir nicht gut ging und deshalb hatten wir uns nochmal verabredet. Es gab Schweinebraten mit Ofenkartoffeln mit Gemüse und zum Nachtisch Brownies mit Vanilleeis. Anschließend haben wir noch gemütlich beieinander gesessen und gequatscht. Vielen Dank nochmal Euch beiden. Das war superlecker und ein toller, lustiger Abend. Um 23.00 bin ich dann wieder zurück gewesen.
Den nächsten Tag habe ich, abgesehen von etwa 2 Stunden, in denen ich mit Richard ein Bier getrunken habe, den ganzen Tag am Rechner gesessen, Mails gelesen, Social Media bedient und an der Homepage gesessen – bis nachts um 3.00 Uhr.
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Plötzlich Samstag
Nachdem ich die Nacht zuvor so lange am Rechner gesessen hatte, fing der nächste morgen für mich erst um 14.00 Uhr an. Trotz aller Eile kam ich erst um 15.10 Uhr los und musste unterwegs einsehen, das ich die Distille Glen Garioch leider erst erreichen würde, wenn sie für heute schon 20 Minuten geschlossen ist.
Also stand nur noch die Distille Strathisla an. Dieser Besuch war dafür aber besonders schön. Ich durfte zwei leckere Whiskys probieren und habe mich toll mit Megan unterhalten, die dort arbeitet.
Da der Tag für mich noch jung war beschloss ich auf dem Rückweg noch eine kleine Nostalgierunde durch Dufftown und Craigellachie, die wir ebenfalls 2016 durchwandert haben. Vielleicht, so dachte ich, bekomme ich dort noch Fish&Chips. Das habe ich nämlich bisher noch gar nicht gehabt.
Als ich vor einem Lokal anhalte, steh ich zufällig nur ein paar Meter von einem Laden namens „Collectors Cabin“ in denen wir damals Kilts anprobiert und sehr viel Spaß hatten. Der Laden hat schon geschlossen, doch als ich durch das Schaufenster sehe, sieht mich der alte Besitzer und macht nochmal auf. Nach einigem erzählen erinnert er sich sogar an uns, schön. Der Alte Mann (bestimmt schon über 80 Jahre alt) erzählt mir, dass er den Laden jetzt endlich aufgibt und es dann nur noch Steine, Kristalle und Klangschalen geben soll, doch im Schaufenster hat er noch drei Sgian Dubhs – die Messer, die man zum Kilt im Strumpf trägt. Lustigerweise hatte mich Stella nach meinem Messer gefragt, als sie die Bilder von mir im Kilt gesehen hatte. Da hab ich es mir dann gekauft.
Fish&Chips gab es leider nicht für mich. Die wollten nur Bares und ich hatte keine Lust für 10 Pfund noch 4 Pfund Wechselpauschale zu bezahlen.
Den letzten Abend habe ich dann mit Allyce und Richard verbracht, einem sehr netten englischen Ehepaar um die 30, das mit ihrem Van direkt neben mir stand. Die beiden waren gerade draußen am Essen, als ich zurück kam und haben mir direkt eine Scheibe Bloodpudding spendiert. Wir haben dann noch lange vor ihrem Van gesessen und gequatscht, obwohl es immer mal wieder geregnet hat. Bzw. ich habe davor gesessen, Richard in der Tür und Allyce hat auf der Sitzbank eine Whatsapp an mich geschrieben mit vielen Dingen, die ich mir in Wales und Cornwall anschauen soll. Das war echt ein schöner Abend mit Euch und vielen Dank nochmal für die Tipps!
km 13.999




ein Kompliment zum Abschied
Auch hier gibt es kein Bild, deshalb eines vom Nachmittag am selben Tag, das mich, Laird Frank Stremlau, bei meinem Grundbesitz in den Highlands zeigt (Highland Titles Nature Reserve).
Am Sonntag habe ich erst, wie jeden Sonntag, mit meiner Mama telefoniert und mich dann abreisefertig gemacht. Um mich zu verabschieden und mich für die Hilfe zu bedanken, habe ich nochmal an der Rezeption gehalten.
Helen und Ulli, die Besitzer haben dann folgendes zu mir gesagt: „Wir haben schon lange keinen so zufriedenen und positiven Menschen mehr getroffen, wie Dich, und das trotz der Rückenprobleme.„
Ich schreibe das, weil ich sehr dankbar für und sehr glücklich über diese Worte bin.
Ich erfülle mir gerade einen sehr großen Traum und genieße es sehr. Es ist eine Reise, auf der ich auch wieder mehr zurück zu mir selbst finden wollte. Meine Entscheidung diese Reise zu machen war absolut richtig. Ich wollte frei und glücklich sein – und ich bin es – jeden Tag auf dieser Reise!
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Bis spät in die Nacht
Dieser Tag hatte es in sich!
Nach so einem Kompliment bin erst mal strahlend wie Honigkuchenpferd losgefahren, westwärts Richtung Küste. Etwa 30 Minuten später hat mich dann die Distille „The Cairn“ zu einen ersten Stopp gezwungen. Ich hatte vorher noch nie von diesem Whisky gehört. Im geöffneten Besucherzentrum wurde ich dann freundlich empfangen und mir wurde erklärt, warum ich den Whisky noch nicht kenne – der erste kommt erst 2034 auf den Markt. So lange wollte ich dann doch nicht warten.
Mein nächstes Ziel war Fort Williams. Hier gab es gleich zwei Sachen, die mich interessierten: Die Distille von Ben Nevis und, etwa 30 km weiter, die berühmte Eisenbahnbrücke aus den Harry Potter Filmen. Bei herrlichen Sonnenschein führte mich der Weg dorthin über eine Nebenstrecke, vorbei am Loch Laggan und einigen weiteren schönen Punkten. Meine Ziele in Fort Williams haben sich dann aber tatsächlich, leider, als kleine Reinfälle entpuppt. Bei Ben Nevis gab es es weder Gläser, noch Tastingflaschen. Dafür aber die am wenigsten nette Bedienung bisher. Und bei der Brücke waren alle Parkplätze in der Umgebung kostenpflichtig und rapppelvoll. Die Autos standen noch kilometerweit am matschigen Straßenrand. Ich habe dann gedreht und ein paar Fotos (im Stopp and Go Verkehr) aus dem Fenster gemacht. Unten bei den Bildern seht ihr einmal einen Ausschnitt auf dem nur die Brücke zu sehen ist und eines mit dem Parkplatz davor. Hättet ihr das für ein paar Bilder aus der Nähe auf euch genommen? Ich nicht!
Aber noch war Fort Wiliams nicht mit mir fertig. Ich bekam langsam Hunger und erkundigte mich beim Tanken nach einem Seafood oder Fish & Chips Restaurant. Beide empfohlenen Lokale hatten leider zu. Jetzt war ich fertig mit Fort Williams.
Ok, ich wollte sowieso noch die Küstenstraße südwärts nehmen, um auf meinem Landbesitz mal nach dem Rechten zu schauen. Laird sein verpflichtet natürlich auch. Kurz vor dem Ziel ist mir dann eine rote Telefonzelle vor einem Hotel aufgefallen. Hier war ich doch 2019 schon mal und habe vorzüglichen Fisch gegessen. Also kurz gehalten und nach einem freien Tisch gefragt. Diese gab es genug, aus dem einfachen Grund, dass das Restaurant erst eine Stunde später aufmachte. Auch gut, also erst zu meinem Land und dann zurück zum Essen. Beides hat dieses Mal vorzüglich geklappt.
Zuerst habe ich, mit Hilfe von Google Maps, mein Land gesucht und gefunden (immerhin ein Quadratfuß, also 33 x 33cm) und auf dem Parkplatz dann weitere Lairds und Ladys getroffen, mit denen ich mich nicht nur nett unterhalten habe, sondern auch von einem australischen Paar einen kleinen Whisky spendiert bekommen habe. Tja, Lairds unter sich ;-).
Der Weg zurück zum Hotel anschließend hat sich auch absolut gelohnt. Als Vorspeise gab es die echt leckeren Tiger Prawns (für unter 12 Euro die Portion!) und als Hauptspeise habe ich mir dann die Muscheln gegönnt. Alles frisch aus dem Meer vor der Tür.
Leider habe ich dabei was sehr entscheidendes verloren – den Blick auf die Uhrzeit. Eigentlich wollte ich noch vor der Stadt Oban auf einen der Campingplätze fahren, aber die waren alle ausgebucht oder schon zu. Ich habe dann gegen 21.30 Uhr noch einen Platz etwa eine Stunde entfernt gefunden, der mir telefonisch zugesagt hatte. Ok dann eben noch viel weiter, als ich eigentlich wollte. Schnell noch die Postleitzahl in mein Navi eingegeben und los. Das hat bisher immer geklappt. Bisher!
Draußen war es absolut dunkel (hier gab es weder Lampen noch Lichtpfosten auf der Strecke) und der Straßenverlauf entsprach dem einer Achterbahn. Ja und dann kam das Wohnmobil von vorne – viel zu weit in der Mitte und viel zu schnell. BAAAM! Tschüß Außenspiegel. Diesmal der rechte und der Fahrer ist natürlich wieder abgehauen, bis ich meine Teile eingesammelt hatte. Wenigstens war dieses mal das Spiegelglas am Kabel für die Heizung stecken geblieben und ist ganz geblieben. Was blieb mir über. Dreimal tief durchatmen und weiter. Solange, bis mich die Navi endlich rechts auf eine andere Straße schickte. Eine One-Trail Straße, von der ich dann in einen späteren Ort auf eine weitere One-Trail Straße abbiegen sollte. Noch etwas über 2 Meilen – endlich.
… und dann war ich plötzlich im Wald auf einem Weg, auf dem sich tiefe Schlaglöcher mit kleinen Felsen abwechselten. „Ziel erreicht“. Im ersten Gang und mit Fernlicht bin ich dann im Schritttempo weiter gefahren, bis ich wieder Asphalt unter den Rädern und die Schnauze gestrichen voll hatte. Zum Glück hat mein VW Bus mit Allrad alles mitgemacht, auch wenn ich ordentlich durchgeschüttelt wurde.
Die kleine Straße führte mich dann wieder auf die Hauptstraße. Ich habe dann das Navi ausgelassen und bin zurück Richtung Oban. Ich hatte auf dem Weg einen Parkplatz am Straßenrand gesehen, auf dem schon ein VW-Bus stand. Gegen 23.00 Uhr habe ich mich vollkommen kaputt hinter den anderen Bus gestellt, mir dann ein Bier und zwei ziemlich große Whiskys (Cask Strength) zur Belohnung gegönnt und mich dann zum Schlafen gelegt.
km 14.371









Mull of Kintyre
Na? Hast Du gleich angefangen zu singen oder kennst du dieses schöne, alte Lied nicht mehr?!
Kintyre nennt sich die Halbinsel, die in die inneren Hybriden reinragt. Für Whiskyfans liegt sie einfach zwischen Arran und Islay 😉 . Und der Mull sollte noch einen Tag warten. Denn für heute habe ich mir nur vorgenommen dort einen Campingplatz zu finden, zu duschen und noch etwas am Rechner zu klimpern.
Zunächst bin ich nämlich aber erstmal zurück nach Oban gefahren und habe dort die Distille besucht, die mitten in der Stadt liegt. Nach dem Gläserkauf ging es dann aber südwärts.
Dieses Mal konnte ich die Achterbahnfahrt in den Süden bei Tageslicht genießen. Sie führt durch eine wilde, kaum besiedelte Gegend, die ich am ehesten mit Dünen vergleichen würde. Wunderschön aber echt enorm kurvig. Irgendwo kurz hinter Kilmartin öffnet sich dann das Land und es geht überwiegend gerade aus, bis die Straße auf das Loch Fyne trifft und sich wieder an der Küsten entlangwindet.
Im schönen Hafenstädchen Talbert mache ich eine Orientierungspause. Irgendwo hier soll die Fähre nach Islay gehen, die Insel der rauchigen Whiskys, die ich mit meinem Schwager, Lektor und Lieblingsindianer Bernd unsicher machen werde, wenn er mich am Freitag auf meiner Reise besuchen kommt (freu!). Es kann nicht schaden, vorher schon mal die Fahrpläne zu studieren und eventuell schon zu buchen. Wer weiß was Freitags da los ist. Eine halbe Stunde später und etwas südlicher weiß ich, wo wir hin müssen und halte auch schon die Tickets in meinen Händen.
Jetzt nur noch einen schönen Platz finden. Den ersten mit Stellplätzen direkt an der rauhen See, lasse ich rechts liegen. Wie rauh die See dort ist, habe ich kurz vorher an einem Strand getestet, der voller Warnschilder für Schwimmer war.
Ich habe mir dann den Platz bei Machrihanish ausgesucht, der relativ nah bei der Stadt Campbeltown ist, etwas mehr Abstand (etwa 200m) zur Küste hat und super gepflegt ist. Ich komme dort am Nachmittag an und mache es mir gemütlich, so wie ich wollte.
km 14.563
Distillen und fast der Mull
Die Tagesziele für heute hatte ich mir auch nicht hoch gesteckt. Einen Besuch der beiden Distillen im 8 km entfernten Campeltown, Einkaufen und dann noch die Südküste inklusive dem Mull of Kintyre erkunden.
Deshalb habe ich, nachdem ich am Vorabend wieder länger am Rechner gesessen habe, erst einmal ordentlich ausgeschlafen und in Ruhe gefrühstückt.
Ausgeruht bin ich dann nach Campbeltown in die Distillen von Springbank und Glenscotia gefahren. Bei Springbank wurde ich freundlich empfangen, habe zwei Whiskys probiert und meine Gläser erstanden. Bei Glen Scotia bin ich dann auf die uninteressierteste Mitarbeiterin gestoßen, die ich bei all meinen Besuchen erlebt habe. Zuerst hat sie noch drei Minuten am Rechner gesessen, bevor sie in den Shop kam und dort hat sie dann nur an ihrem Smartphone rumgespielt. Keine Beratung, kein Gespräch – eine echte Enttäuschung. Naja, positiv denken.
Dafür hat der Einkauf Spaß gemacht. Hier habe ich schon mal meinen Vorrat auf den Besuch von Bernd eingestellt.
Anschließend ging es dann auf eine Runde an die Südküste. Leider war es sehr stürmisch und hat immer wieder geschauert aber trotzdem wollte ich ein Highlight sehen.
Den Mull of Kintyre, der – wer hätte es gedacht – ein Leuchtturm ist, der nach seiner Umgebung benannt ist. Der Weg dorthin führt über eine 8 Meilen lange, kurvenreiche, schlechte und teils sehr steile Single-Trail Straße. Diese ist aus gutem Grund für Busse und Wohnmobile nicht zugelassen. Die Ausweichplätze liegen weit auseinander und sind sehr schmal, teilweise auch am ungesicherten Rand. Wie übel das ist habe ich durch die zwei LKWs erfahren, die mir in einem Abstand von etwa 20 Minuten entgegengekommen sind. Beide Male musste ich ein ganzes Stückchen rückwärts den Berg runter und mich dann ganz dicht an den Rand quetschen. Was diese Ungetüme auf der kleinen Straße wollten habe ich dann nach etwa einer Stunde bergauf im 2ten oder 1ten Gang erfahren. Sie gehörten zu einem Bautrupp, der die Straße erneuerte. Und zwar kurz vor dem Ziel, von wo ab es dann leider auch nicht mehr weiterging. Ich musste sogar warten, bis ein LKW entladen war und ein Bagger Platz gemacht hat, damit ich überhaupt wenden konnte. Eine 8 Punkt Wendung. Auch wenn ich kurz vor dem Ziel gescheitert war – die Landschaft war unglaublich schön.
Zurück am Campingplatz habe ich dann noch meinen Bus so umgeräumt, dass jemand auf dem Beifahrersitz mitfahren kann, mir was leckeres zu Essen gemacht und mich an den Rechner gesetzt. Jetzt, am 30.08. um 2 Uhr morgens bin ich mit meiner Roadtripseite wieder auf dem aktuellsten Stand.
Für die Whiskyseite hätte ich noch gefühlte 100 Einträge nachzuholen, doch die muss warten.
Jetzt lege ich mich erst mal auf’s Ohr. Gute Nacht!
km 14.601









Arran – Wunderschön
Na klar habe ich erst Mal wieder schön ausgeschlafen und auch die restlichen Morgenroutinen in aller Ruhe absolviert. Arran ist ja nicht so groß und es gibt „nur“ zwei Distillen. Pustekuchen! Das mal gleich im vorab. Ich hätte nicht nur früher am Morgen starten sollen, es wäre sogar noch besser gewesen, ich hätte direkt zwei Tage auf Arran eingeplant.
Ich hab’s leider nicht besser gewusst, aber euch empfehle ich: Wenn ihr mal durch Schottland fahren oder vielleicht sogar dort wandern wollt – plant unbedingt einen Besuch auf Arran.
Aber jetzt erstmal Eins nach dem Anderen. Am späten Vormittag mache ich mich, bei Sonnenschein und 18° C, auf den Weg zur Fähre. Dieser soll, an der Westküste entlang, etwa eine Stunde dauern und entpuppt sich, zumindest stellenweise, als krasse Achterbahnfahrt und dauert deshalb auch etwas länger. Die Hälfte der Strecke führt dabei nämlich über eine Single-Trail Road. Trotzdem ist der Weg an der Küste entlang so schön, dass ich mehrmals kurz anhalten muss, um Bilder zu machen.
Als ich dann endlich an der Fähre ankomme, ist sie nur etwa zehn Meter vom Anleger entfernt und entfernt sich leider immer weiter. Das heißt, ich muss eine gute Stunde warten. Vielleicht sollte das auch so sein, denn auf der Insel ist es ordentlich am regnen und überall rundherum scheint die Sonne (siehe oberstes Bild und/oder klicke hier für ein Kurzvideo).
Als ich etwa 1 1/2 Stunden später endlich auf Arran bin, hatte sich der Regen verzogen und es war genauso sonnig und warm wie rundherum 🙂 .
Wie wenig Zeit ich eigentlich habe, erfahre ich auf der Fähre. Beim Ticketkauf empfiehlt man mir zeitlich die vorletzte Fähre zu planen, da die Fähren abends oft sehr voll sind und wenn man es dann nicht schafft – tja, dann bleibt man eben auf der Insel. Ich hatte also nur 3 Stunden Zeit, um die beiden Distillen zu besuchen, von denen die „Arran“ an der Nordküste und „The Lagg“ an der Südküste liegt.
Das wird knapp. Ich schaffe es gerade so beide Distillen zu besuchen und auch ein paar Mal schnell anzuhalten, um zum Beispiel die Robben zu beobachten, die sich am Strand auf Felsen sonnen oder auch ein paar Landschaftsbilder zu machen. Wie zur Einleitung schon gesagt, hier ist es wunderschön. Und auch ich werde irgendwann nochmal mit mehr Zeit hierher kommen – auch wenn ich die Distillen dann schon kenne!
Zurück auf der Fähre werde ich dann (wegen des deutschen Kennzeichens) von zwei Ur-Bayern angesprochen, die scheinbar Schottland-Neulinge sind. Komische Typen – denn der eine ist an Reisezielen, der andere aber mehr an meinem Bus interessiert – und beide mögen das schottische Bier ;-).
Die Rückfahrt zum Campingplatz lasse ich dann sehr gemütlich angehen und mache noch einige kurze Stopps für weitere Bilder. Morgen geht es dann in Richtung Glasgow.
km 14.785
Kurzer Stopp in Drymen
Heute ging es Richtung Flughafen Glasgow, da mich mein Freund, Lieblingsschwager und Lektor, Bernd aus Berlin, für drei Tage besuchen kommt und ich ihn am Flughafen abhole. Der Flieger soll um 12.00 Uhr landen und da ich gerne ausschlafe, will ich schon mal näher dran sein.
Auf dem Weg dorthin fahre ich durch das schöne Städtchen Invarary und dem gleichnamigen Castle, die Berge des Trossach Nationalparks und am berühmten Loch Lomond vorbei. Da ich die Gegend bereits kenne, mache ich lediglich eine Kaffepause am Loch Lomond.
Mein Ziel ist ein kleiner Campingplatz bei Drymen, 40 Minuten von Glasgow entfernt, den ich 2019 schon zwei Mal besucht habe – als Startpunkt und am Ende meiner Rundreise, die ich damals gemacht habe. Zu dieser Zeit war der Platz eigentlich nur für Wanderer vorgesehen, aber wir konnten auf einer Schotterfläche stehen. Inzwischen ist der Platz etwas gewachsen und bietet auch Platz für Vans auf einer schönen und gepflegten Wiese. Da mich der Besitzer wiedererkennt und wir uns gut verstehen, habe ich statt für 28 Pfund nur 12 Pfund zahlen müssen. 😉
Leider haben meine beiden anderen Pläne vor Ort nicht so gut funktioniert. Zum einen der Besuch beim Friseur, der keine Termine frei hatte und, noch schlimmer, das nette Restaurant, in dem ich damals superleckere Spare-Ribs gegessen hatte, hat leider den Kampf gegen Covid verloren und existiert nicht mehr.
So bin ich gleich auf dem Platz geblieben und habe den Nachmittag dazu genutzt, meine Sachen im Bus so umzuräumen, dass mein Beifahrer auch Platz zum Sitzen hat. Anschließend habe ich dann alles, was sein Herz auf der Fahrt begehren könnte, vorbereitet. Abends gab es dann statt Spare-Ribs eine kleine Dose Chili con Carne, die ich mit etwas Reis erweitert und dann mit einer Salsa Sauce und etwas Chili verfeinert habe.
km 15.012







Großes Hallo und ab nach Islay
Am nächsten Tag stehe ich dann pünktlich um 12.15 Uhr am Flughafen in der Kurzpark-Zone für Abholer und warte auf Bernd. Da er nicht erscheint checke ich die Flugdaten und sehe, dass der Flieger Verspätung hat. Die Landung soll um 12.33 Uhr sein. Ich beschließe zu warten, da eine Extrarunde im vollen Autobahn- und Zubringerverkehr, der dazu in einer mir unbekannten Gegend liegt, nicht so reizvoll erschien. Hätte ich geahnt, dass der Flieger sogar noch etwas später gelandet ist und Bernd erst nach 13.00 Uhr mit einem fröhlichen „Hallo“ erschien, hätte ich mich doch nochmal auf eine Runde begeben. Naja, jetzt war es eben so und damit ein teurer Spaß. Zum Glück hatte ich wenigstens die späte Fähre nach Islay gebucht, denn die vorangehende hätten wir durch die Verspätung sicher verpasst.
Aber jetzt ist er da und ich freue mich riesig darüber. Auch wenn ich die ganze Reise sehr gut alleine zu Recht komme, vermisse ich es doch manchmal meine Freunde „live“ zu sehen. Wir machen uns sofort auf den Weg und ich grinse zufrieden und glücklich vor mich hin. Das Grinsen wird dann noch breiter, als Bernd sein Empfangspaket entdeckt und sich ganz doll darüber freut. Ach ist das schön!
Natürlich haben wir viel zu erzählen, das können wir beide sowieso ziemlich gut 😉. So merke ich auch nicht sofort, dass meine liebe Navi den Weg nach Islay über eine Fähre südlich von Glasgow geplant hat, während die gebuchte Fähre auf der Halbinsel Kintyre startet und wir in Richtung Norden müssen. Trotz dieses kleinen „Faux pas“ haben wir aber noch genug Zeit und fahren bald darauf über den gleichen Weg zurück, den ich schon gekommen bin, um ihn abzuholen. Nur dass wir diesmal eine kleine Pause in den Bergen des Trossach Nationalparks machen, statt am Loch Lomond.
Pünktlich, eine halbe Stunde vor der Abfahrt, kommen wir dann an der Fähre an. Das Wetter ist genauso gut wie unsere Stimmung und wir beide freuen uns sehr auf Islay – die Insel mit den rauchigen (Peat) Whiskys, die wir beide lieben. Vor uns liegen zwei Tage mit acht tollen Distillen, einer damit verbundenen Inselrundfahrt und, für die Kultur, auch ein paar Sehenswürdigkeiten. Yippie Ya Yey!
Nach einer kleinen Extrarunde von etwa 8 km, weil ich beim Quatschen die Abfahrt verpasst habe, kommen wir dann gegen 20.30 Uhr auf, dem zum Glück reservierten, Campingplatz an. Wir richten uns kurz ein und dann gibt es erstmal was zu Essen. Bratkartoffeln mit Ei, Black Pudding und ein paar Würstchen. Bis es dann Zeit zum Schlafen war, haben wir noch ein paar Bierchen und Whiskys vernichtet und damit unser Wiedersehen gebührend gefeiert.
km 15.292
Linkes Hosenbein
Die Form der Insel Islay kann man ziemlich gut mit der einer Hose vergleichen. Es gibt zwei Halbinseln im Süden, die „Beine“ und den Teil im Norden, der beide verbindet. Unser Campingplatz liegt etwa auf Kniehöhe des linken Beines und so beschließen wir am ersten Tag zunächst diese Seite der Insel zu erkunden und starten unsere Tour südwärts, wohlwissend, dass es dort keine Distillen gibt.
Die Fahrt lohnt sich trotzdem. Wir fahren über die Single-Trail Straßen an der schönen Küste entlang bis Portnahavn und bewundern dort das kleine Städtchen und den Leuchtturm. Anschließend geht es in einem Bogen an der Westküste zurück, mitten durch offene Weiden mit Schafen, Rindern und tollen Aussichten. Nach einer guten Stunde kommen wir dann etwas oberhalb des Campingplatzes wieder raus und fallen quasi in die Distille von Bruichladdich und Port Charlotte.
Für die Whiskyfreunde werde ich später alle Details auf der Whiskyseite veröffentlichen, für alle anderen muss gesagt werden, dass der Besuch zu den schönsten auf meiner ganzen Tour gehört. Wir haben uns dort toll mit den Mädels am Tresen unterhalten und einige Fläschchen mit kostenlosen Proben bekommen – sogar vom teuren Oktomore. Spannend war auch die Aussage, dass auf Islay immer wieder Leute gesucht werden, die dort arbeiten wollen. Gerade Marketing wäre sehr gefragt. Ich soll doch einfach mal meinen CV an die Distillen senden. Mal sehen, vielleicht ist das im nächsten oder übernächsten Jahr eine Option für mich.
Sehr zufrieden und reich an Erfahrungen und Probedrams ging es dann weiter. Nächste Station: Kilchomen. Leider standen wir dort vor verschlossenen Türen, aber ein paar weitere Distillen lagen ja noch vor uns. Deshalb zurück zur Hauptstraße und weiter in Richtung Norden. Ein paar Meilen später standen wir dann vor der Distille Ardnahoe, die uns beiden noch unbekannt war. Im Besucherzentrum erfuhren wir dann, dass es noch etwas dauern würde, bis es einen eigenen Whisky gibt, aber bis dahin vertreibt die Distille Whiskys von lokalen Abfüllern. Zum Beispiel den Whisky Scarabus, den wir beide probieren konnten und den Bernd als Produkt von Finleggan und ich als Coal Ila eingeschätzt habe. Da beide Sorten aus der gleichen Distille kommen, lagen wir beide richtig. 100 Punkte!
Nur etwa zwei Meilen weiter lag dann die Distille Bunnahabain und somit unser nächster Halt. Der Weg dahin führte uns an der Nordküste von Islay entlang, mit Blick auf die Insel Jura und dem dazwischenliegenden Wasser voller Strudel. Die Strudel sind die Nachläufer des stärksten Gezeitenstrudels, dem Corryvreckan, die zwischen den Inseln Scarba und Jura entstehen. Die Strömungen hier sind aber immer noch so stark, dass überlegt wird hier ein Gezeitenkraftwerk zu errichten. Unser Ziel, die Distille Bunnahabain, liegt direkt am Meer und war ziemlich gut besucht, als wir dort ankamen. Trotzdem wurden wir freundlich bedient, gut beraten und mit netten Worten und einem weiteren Testdram wieder entlassen. Zu dieser guten Beratung gehörte leider auch der Hinweis, dass wir unser nächstes Ziel, die Distille von Jura, leider nicht mehr sehen werden. Es war breits kurz vor 16.00 Uhr, der Zeit, an dem Jura die Türen für das Wochenende schließt und wir hätten noch ein paar Meilen und damit verbunden eine kleine Fährfahrt benötigt, um diese zu erreichen. Sehr schade – hätten wir das mal nachgeschaut, hätten wir die Tour andersherum begonnen, aber jetzt war es zu spät.
Mit mehr Whiskys, als wir an einem Abend probieren konnten machten wir uns auf den Rückweg und besuchten noch die Ruine der Chapel of Finleggan, die im 14ten Jahrhundert erbaut wurde. Genauer gesagt Bernd besuchte die Ruine, die über einen Wanderweg zu erreichen war, während ich in der Zwischenzeit „Kaffee und Kuchen“ vorbereiten wollte. „Wollte“, weil ich nicht ganz fertig war, als Bernd zurück kam. In der Zwischenzeit waren nämlich ein paar Münchner, ein jüngeres Paar und die Eltern von einem der beiden, vorgefahren, mit denen ich mich gut unterhalten und dem „Vater“ einen Ballindalloch spendiert habe. Das Gespann haben wir am nächsten Tag und auch auf der Fähre zurück wiedergetroffen und immer ein nettes kurzes Schwätzchen gehalten. Kaffee und Kuchen gab es danach dann trotzdem.
Unser letztes Ziel für den Tag war es jetzt noch ein Lokal zu finden, um lecker Essen zu gehen. Meine Mama hatte Bernd dafür extra etwas Taschengeld mitgegeben und das wollten wir auch genau dafür auf den Kopf hauen. Das mit dem Lokal war dann etwas schwieriger, weil es nicht so viele gibt und zum anderen weil einige komplett ausgebucht waren. Ich wollte eigentlich schon zurück zum Campingplatz fahren, aber Bernd der Optimist, war sich sicher, dass wir noch fündig werden. Und er hatte Recht. Im Hotel Bowmore haben wir noch einen kleinen Tisch bekommen und uns zwei richtig gute Steaks gegönnt. Danke Mama, hast Du sehr gut „gekocht“!
Den Rest des Abends haben wir dann, pappsatt, wieder mit ein paar Bierchen und der Whiskybeute des Tages ausklingen lassen. Ein fantastisch schöner Tag.












Rechtes Hosenbein
Am nächsten Tag ging es über den Latz auf das rechte Hosenbein von Islay. Wir sind zunächst ganz durch gefahren und haben uns die Ruine einer Abbey und eines der ältesten, gut erhaltenen christlichen Kreuze angeschaut. Auch wenn wir auf dem Weg dorthin ordentlich durchgeschüttelt wurden, hat es sich gelohnt dort hin zu fahren, auch weil es unterwegs immer wieder schöne Felsküsten zu bewundern gab.
Anschließend haben wir die Insel von unten nach oben aufgekrempelt. Der erste Stopp und ein weiteres Highlight unserer Tour war die Distille von Ardbeg. Hier wurden wir freundlich empfangen, mit Geduld beraten und am Ende auch noch reichlich beschenkt. Mit mehreren Probedrams in Flaschen und zwei geschenkten Tastinggläsern haben wir nach etwa einer halben Stunde das Besucherzentrum verlassen. Für die Whiskyfreunde unter uns – ich habe nach einer Verbindung zu Smokehead gefragt. Mehr dazu später auf der Whiskyseite.
Draußen haben wir noch ein paar Bilder gemacht und gerade als wir einsteigen wollten, wurden wir mit einem freundlichen „Morgen“ begrüßt. Wie sich gleich danach herausstellte, kam der Gruß von Kirstin, einer Hamburgerin, die sich vor ein paar Jahren mit ihrem Mann in Schottland selbstständig gemacht hat und heute individuelle Touren durch ganz Schottand anbieten (www.Starfishtravel.scot). Aus meiner Sicht das einzige Manko: Sie fahren einen Mercedes Van und keinen VW 😉. Kirsten hat uns dann noch einen Bunnahabain Moine spendiert und da ich ja noch fahren musste, diesen kurzerhand in ein kleines Fläschchen gefüllt. Falls sich jemand von Euch mal durch Schottland kutschieren lassen möchte, schaut mal bei denen auf der Seite vorbei.
Anschließend sind wir weiter zu Lagavulin gefahren. Das Besucherzentrum begeistert uns zwar durch den alten Flair, aber es ist sehr voll darin. Trotzdem hatten wir ein kurzes, nettes Gespräch mit der Angestellten und neben den Gläsern, die wir dort erworben haben, gab es noch einen Probeschluck der Distillers Edition aus einem Pappbecher. Lustig war es dann draußen vor dem Shop. Dort war eine Gruppe von etwa 8-10 rüstigen, deutschen Senioren, die lebhaft diskutierten. Wir haben natürlich freundlich gegrüßt und wurden gleich gefragt, ob wir mit einem Bus hier wären. Als ich dies bejaht, fingen sie an zu strahlen, doch das hörte wieder auf als ich ergänzte, dass es ein VW-Bus sei.
Wir sind dann ein paar hundert Meter weiter zu Laphroaig weiter gefahren. Die Distille liegt wunderschön am Meer und schon beim Aussteigen umgab uns eine Wolke vom Angels Share, der hier scheinbar besonders groß ist. Im Visitorshop ging es hier eher touristenorientiert durch. Die Leute waren jung und hatten noch wenig Erfahrung. Zu den gekauften Gläsern und zwei Proben, gab es noch einen Dram umsonst und dann sind wir relativ schnell weiter, am Fährhafen von Port Ellen vorbei ins Städtchen Bowmore gefahren. Das wir mit der letzten Distille, die uns noch fehlte am Sonntag auch kein Glück haben werden, haben wir schon am Tag vorher erfahren.
Wir haben trotzdem ein paar Bilder gemacht und uns anschließend Fish & Chips gekauft, die wir auf einem Parkplatz mit Blick aufs Meer genossen haben. Es war jetzt bereits früher Abend und wir hatten unser Wunschprogramm absolviert. Also fuhren wir auf einen letzten gemütlichen Abend zurück zum Campingplatz.
Wir hielten uns ein kleines bisschen zurück, da die Fähre um 9:45 Uhr ablegen sollte und wir zum Fährhafen ein gutes Stündchen Weg einplanen mussten. Wir wären beide gerne noch ein/zwei Tage länger geblieben.
km 15.584
Über Glasgow nach Stranraer
Obwohl wir beiden die Wecker auf 7.00 Uhr gestellt hatten, weckte uns nur das Handy von Bernd (man muss nicht nur die Weckzeit einstellen, sondern auch den Tag 😉 ). Aber trotz des frühen Weckens haben wir den Morgen dann irgendwie vertrödelt und am Ende doch nicht mehr genug Zeit gehabt, uns einen Kaffee zu kochen und zu frühstücken. Dafür waren wir dann aber pünktlich an der Fähre und haben später, auf der Fahrt, unser Frühstück mit Kaffee und Kuchen nachgeholt.
Interessant war, dass wir auf der Fähre einige bekannte Gesichter wieder getroffen haben. So hat uns das ein oder anderen Schwätzchen die Fahrt verkürzt.
Wieder an Land hieß es dann erst mal Kilometer machen. Schließlich sollte Bernd seinen Flug um 17.00 Uhr auf keinen Fall verpassen. So haben wir nur einen kurzen Stopp am Loch Lomond eingelegt, an dem Bernd ein paar Fotos gemacht hat und ich die Navi für mein letztes Ziel in Schottland programmiert habe, um vom Flughafen direkt durchstarten zu können.
Auf dem letzten Stück unserer Fahrt waren wir dann für unsere Verhältnisse eher ruhig. Ich denke wir waren beide etwas erledigt vom straffen Programm und vielleicht auch beide etwas wehmütig, dass die Zeit so schnell vorbei war. Um 14:30 Uhr waren wir dann am Flughafen. Da wir uns unterwegs schon ausreichend gegenseitig „gelobhudelt“ hatten, hielten wir den Abschied am Flughafen kurz und schmerzlos. Bernd ist zum Check-In und ich wieder auf die Piste.
Mein Ziel war das etwa noch 180 km entfernte Stranraer. Hier, an der Fähre nach Nord-Irland, endet in drei Tagen mein Schottland-Aufenthalt. Ich nehme den Campingplatz am Rande der Stadt, weil ich noch einkaufen und zum Friseur will. Außerdem wollte ich einen Platz mit Internet, damit ich diese letzten Updates des Roadtrips machen konnte.
km 15.871










Die letzten Tage
Ich habe kaum meinen Bus abgestellt, als mir Iain einen „Guten Tag“ wünscht. Iain steht mit seiner Frau Riona zwei Plätze neben mir und hat sofort mein deutsches Kennzeichen erkannt. Er ist pensionierter Pathologe und war einige Zeit in Deutschland und hat später deutsche Ärzte in Schottland ausgebildet. Er freut sich sehr mal wieder deutsch zu sprechen und ich muss sagen, dass ich von seiner Ausdrucksweise und Wortwahl echt beeindruckt war. Wir hatten uns kurz zusammengesetzt und gemeinsam ein Ankomm-Bierchen getrunken. Zudem konnte ich ihn mit ein paar Tipps für seinen 12 Jahre alten Hund überraschen, der deutlich an Arthrose litt.
Nach dem Bierchen (ich hatte den ganzen Tag ja nur zwei Stückchen Kuchen gehabt) hatte ich dann irgendwie keine Lust mehr zum Kochen und habe mir nur noch ein Glas Würstchen aufgemacht. Satt und mit einem weiteren Bier habe ich mir dann die letzten Tage durch den Kopf gehen lassen und nochmal festgestellt, wie schön es ist mit meinen Freunden zu sprechen. Davon etwas aufgewühlt, habe ich mir mein Telefon gegriffen und zuerst meine Mutter, dann Stefan und Gaby und anschließend auch noch Birgit angerufen. Das hat mal richtig gut getan. Danke an Euch alle!
Den nächsten Tag habe ich wieder komplett in mir geruht.
Nach dem Frühstück und einer Dusche bin ich dann bei herrlichem Sonnenschein in die Stadt gelaufen, um endlich einen Haarschnitt zu bekommen und auch ein paar Lebensmittel einzukaufen. Als ich dann vor einem türkischen Barbierladen stand, wollte ich unbedingt mal probieren, was ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Ich hatte Glück, dass ich gleich dran kam und habe dann neben dem Haarschnitt auch eine Rasur bekommen. Mit Abflammen, heißen Handtuch und anschließender Gesichtsmassage und Behandlung mit verschiedenen Mitteln. Ich glaube ich war noch nie so glatt rasiert wie jetzt ( ja lacht nur alle, auch wenn ich sowieso nicht von einem Bart sprechen könnte, aber ein paar Flusen wachsen mir schon aus dem Gesicht 😉 ).
Beim anschließenden Einkauf hat mich dann eine knusprig gegrillte Haxe förmlich hypnotisiert. Ich konnte den Laden auf keinen Fall ohne dieses lecker aussehende Stück Fleisch verlassen. Mit einer ziemlich vollen Plastiktüte, die ich in der Hosentasche mitgenommen hatte, machte ich mich in der prallen Sonne (immerhin 26 °C im Schatten) auf den etwa 2 km langen Rückweg zum Campingplatz.
Nachdem ich angekommen war und mir zur noch heißen Haxe zwei alkoholfreie Bierchen gegönnt hatte, habe ich es mir dann draußen mit Kaffee, Gebäck und meinem Sudokuheft gemütlich gemacht. Da es in der Sonne ziemlich heiß wurde, wollte ich gerade meine Sachen wieder zusammenpacken, als mich Glen und Katrina zu sich an den schattigen Tisch einluden. Ratzfatz waren wir in einem interessanten Gespräch vertieft und auf einmal stand eine Dose kaltes, belgisches Bier vor mir.
Na dann Prost oder auch Slainte Mhath, wir haben nämlich nach dem ersten gleich ein zweites Bier getrunken, bevor dann der Whisky auf den Tisch kam. Was ein Glück, dass ich vorher mit der Haxe eine gute Grundlage geschaffen hatte. Aus dem lustigen Nachmittag entwickelte sich mit jedem Schluck ein noch lustigerer Abend. Glen, der früher Lehrer war, versucht mir vergebens die richtige Aussprache für das gälische Slainte Mhath (gesprochen etwa Slunchy Vah, mit weichem „V“ und einem irgendwie darin verwurschteltem „u“) beizubringen. Ich habe mich später mit dem Wort Professor revanchiert. Lustig war auch, als er mit zwei ordentlich vollen Gläsern seines Whiskys aus dem Wohnmobil kam, und ich raten sollte, um welchen Whisky es sich handelt. Katrina, die auch kurz mit im Wohnmobil verschwunden war, hat mir dann hinter seinem Rücken die Flasche des 10er Juras gezeigt. Ich habe dann ganz professionell den Whisky analysiert und alle Sorten solange ausgeschlossen, dass nur noch der Jura blieb und ich sogar das Alter richtig schätzte. Man war Glen beeindruckt – bis wir das kleine Späßchen aufgedeckt hatten. Es wäre sicher auch spannend geworden, wenn ich es nicht vorher gewusst hätte – schließlich ist Robert ein Jura-Fan und ich habe schon eine Menge bei ihm probiert. Als unsere Aussprachen dann zunehmend undeutlicher wurden, haben wir uns zur Nacht verabschiedet.
Heute am letzten Tag hier in Schottland habe ich einen „Homepagetag“ eingelegt und schon mal alles für die Weiterfahrt vorbereitet. Um 12:00 Uhr geht meine Fähre.
HASTE YE BACK – CALEDONIA
Nachtrag Schottland:
Hier noch ein kleiner Nachtrag. Am Morgen meines letzten Tages in Schottland habe ich noch ein wenig mit Chrisanne gesprochen, ebenfalls eine Nachbarin auf dem Platz. Unter anderem haben wir über den Dichter Burns und den jährlichen Burns-Day gesprochen, den ich schon lange mal machen wollte, aber leider immer das Datum verpasst habe. Sie hat mir daraufhin eine Dose Haggis geschenkt (weil Haggis zum Burns-Day gehört) und das Datum drauf geschrieben. 😊
Ich hoffe ich denke nächstes Jahr rechtzeitig daran, meine Whisky- und Schottlandfreunde am 25. Januar zum Burns-Day mit Haggis und Whisky einzuladen. Danke Chrisanne!
Wie es dann weitergeht, könnt ihr im Teil 6 – Irland lesen.













































































































































































































































































































